Pfarreien stehen vor großem Wandel und Herausforderungen

Pfarrer Dr. Johann Tauer bei der Informations-Veranstaltung zur Pastoralen Planung 2034 in Rimbach
Pfarrer Dr. Johann Tauer bei der Informations-Veranstaltung zur Pastoralen Planung 2034 in Rimbach

Die Gläubigen der Pfarrei Rimbach mit Expositur Zenching und der Pfarrei Grafenwiesen hatten in der vergangenen Woche die Möglichkeit sich bei Informationsveranstaltungen, die in Grafenwiesen und Rimbach stattfanden, über die zukünftige Situation dere Kirche vor Ort zu informieren. Pfarrer Dr. Johann Tauer erörterte dabei das Konzept, das von der Diözese ausgearbeitet wurde. Die zu erwartende Personalsituation und der rückläufigen Zahl von Seelsorgern erfordert eine Anpassung und damit die Zusammenlegung von Pfarreien zu Pfarreien-Gemeinschaften. Für die Pfarreiengemeinschaft Rimbach/Grafenwiesen bedeutet dies, dass eine Zusammenlegung mit der Pfarrei Bad Kötzting kommen wird.
Eine Arbeitsgruppe der diözese mit Domkapitular Johann Ammer, Diakon Wolfgang Brandl, Pastoralreferent Manfred Fürnrohr und Dr. Johannes Frühwald-König befasste sich mit der Weiterentwicklung der Pastoralen Planung bis zum Jahr 2034. Vorgeschlagen wird, dass es auf Grundlage der Personalprognose in zehn Jahren nur noch 143 Pfarreingemeinschaften im Bistum geben wird. Waren 2022 noch 352 Pfarrer tätig, werden es 2034 maximal 140 bis 145 sein. Mit ca. 210 zusätzlichen Priestern, zumeist aus der Weltkirche, ca. 20 Diakone und ca. 100 pastoralen Mitarbeiter/innen wird sich die Zahl der Seelsorger und Seelsorgerinnen von derzeit knapp 700 auf ca. 475 verringern. Bei der Planung achtete die Arbeitsgruppe darauf, bestehende Pfarreingemeinschaften möglichst zu erhalten, politische Grenzen soweit möglich zu beachten und geographische Merkmale und Verkehrsanbindungen zu berücksichtigen. Einzelpfarreien (derzeit noch 152) wird es bis auf zwei Ausnahmen nicht mehr geben. Etwa 85 Prozent der Pfarreingemeinschaften werden künftig aus 3 bis 6 Pfarreien bestehen. Nach der alten Planung gibt es durchschnittlich 3 600 Gläubige in einer Pfarreiengemeinschaft, künftig werden etwa 7 900 sein müssen. Nicht einberechnet ist dabei die schwindende Zahl der Gläubigen aufgrund von Austritten und von Demographie. Durch die Zusammenlegung mehrerer Pfarreien  steigt die Zahl der Kirchenverwaltungen und Kirchenstiftungen stark an. Auch die Anzahl der Kasualien (Beerdigungen, Trauungen, Taufen) erhöht sich deutlich und liegt bei etwa 150 bis 200 im Jahr. Jede Pfarreingemeinschaft wird mindestens eine/n weitere/n Mitarbeiter in der Pfarrseelsorge haben. 
Im Dekanat Cham wird sich die Zahl der Pfarreingemeinschaften von derzeit 25 auf 12 reduzieren. 
Dass diese Planungen große Herausforderungen bedeuten, daraus machte Pfarrer Tauer kein Geheimnis. Kein Pfarrer könne alleine 150 bis 200 Kasualien zusätzlich zu den „normalen“ Gottesdiensten bewältigen. Es wird auch nicht mehr möglich sein, dass überall sonntägliche Eucharistiefeiern stattfinden. Es stellt sich daher die Frage, was dort geschieht und wie etwa das Ehrenamt stärker ausgebaut und eingebunden wird, und ob Pfarreiengemeinschaften dieser Größe noch zusammenwachsen können. Es wird eine große Aufgabe sein, die Pfarrer von Verwaltungsaufgaben zu entlasten, denn keiner kann etwa 10 Kirchenverwaltungen oder 6 KiTas betreuen. Verwaltungs-Koordinatoren oder Verwaltungs-Leiter, Auflösung oder Zusammenlegung von Stiftungen   sind ebenso im Gespräch, wie auch verwaltungstechnische und finanzielle Zusammenarbeit und Konsolidierung von Gebäudebestand ( Kirchen, Pfarrhäuser, Pfarr- und Jugendheime). Noch können Änderungsvorschläge für den Zuschnitt der Pfarreien-Gemeinschaften gemacht werden, die Zahl der PfGem je Dekanat stehen aufgrund der Personalprognose aber fest. 
Um die Pfarrer von den vielfältigen Verwaltungsaufgaben zu entlasten müsse die Verwaltung koordiniert und durch Fachleute erledigt werden. Dazu sei es erforderlich, einheitliche Standards (EDV, Verwaltung, Buchführung, Gottesdienstordnung, Sakramentenspendung) zu schaffen. Auch die Gottesdienstvielfalt wird eine Änderung erfahren müssen. Wortgottesdienste ohne Eucharistiefeier an Sonntagen durch Wortgottesdienstbeauftragte oder auch Beerdigungsdienst durch pastorale Mitarbeiter werden wohl zur Regel werden. Das bedeutet, dass Laien für vielfältige Aufgaben befähigt werden auch in der Seelsorge, um die Kirche vor Ort zu erhalten. 
Ob sich jedoch diese Laien auch finden werden, die sich neben Familie und Beruf noch ehrenamtlich in der Pfarrgemeinde engagieren, wie es  gewünscht wird, das ist zumindest fraglich und wird die Zukunft zeigen. Auf alle Fälle werden die Gläubigen von vielen gewohnten Dingen Abschied nehmen müssen. Dass dies für so manche eine Entfernung von ihrer Kirche bedeutet dürfte sicher sein.
 

Bericht vom 29.03.2023

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