Die „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma begeisterte über 500 Zuhörer


 
 
So voll dürfte die Pfarrkirche Rimbach selten gewesen sein wie es am vergangenen Sonntag der Fall war, als dort die Heilige Nacht von Ludwig Thoma aufgeführt wurde. Benjamin Grund und die Stimmen der Berge, zusammen mit der Bläsergruppe Hollerstauern Brass begeisterten mit der ins bayerische übertragenen Weihnachtsgeschichte die vielen Besucher. Der Weg des heiligen Paares nach Bethlehem, die erfolglose Suche nach einer Herberge und die Geburt des Christkindes in einem Stall, wurden  von den ehemaligen Domspatzen hervorragend in Szene gesetzt und mit Liedern und Melodien einfühlsam dargeboten.
  Lange Schlangen an den Kirchenportalen, wie sie am vergangenen Sonntag vor der Pfarrkirche St. Michael zu sehen waren, dürften wohl einmalig gewesen sein. Mit über 500 Besuchern war die „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma schon lange vor der Veranstaltung ausverkauft und die Besucher kamen voll auf ihre Kosten.
Für den Leiter der „Stimmen der Berge“, Thomas A. Gruber,  war es am vergangenen Sonntag in seiner Heimatpfarrei Rimbach gewissermaßen ein Heimspiel, als er sich zu Beginn der Veranstaltung überwältigt und hellauf berührt zeigte, dass die Rimbacher Pfarrkirche so voll geworden war. Die vorhandenen Kirchenbänke waren durch zusätzliche Bestuhlung erweitert worden, damit alle Besucher Sitzplätze bekommen konnten. Neben vielen bekannten Gesichtern aus der Pfarrei konnte er auch weit angereiste Zuhörer aus Stuttgart, Dortmund und sogar von den Philippinen begrüßen. Ein Vergelt´s Gott sprach er an Pfarrer Dr. Johann Tauer aus, dass diese Veranstaltung in seiner Heimatkirche stattfinden konnte. Ein besonderer Gruß galt auch Stadtpfarrer Karl-Heinz Seidl aus Furth im Wald, sowie den Damen in der Tourist-Info die mit dem Kartenvorverkauf alle Hände voll zu tun hatten.
   Ludwig Thoma, so führte Thomas A. Gruber in das Geschehen ein, schrieb die „Heilige Nacht“ in völliger Einsamkeit. Er war krank aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrt und seine Geliebte war mit einem reichen Bänker auf und davon. Bei einem Spaziergang mit seinem Jagdgesellen im Advent 1915, fielen die Worte „Im Woid is so staad, alle Weg san vowaht“. Dies war die Geburtsstunde für das Weihnachtsgeschehen „Heilige Nacht“. Zu Hause begann Ludwig Thoma die Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium nach Lukas in seiner Bauernstube aufzuschreiben und in die bayerische Landschaft hinein zu stellen, im Dialekt wie er wohl vor rund zweihundert Jahren in Oberbayern gesprochen wurde. Für die folgenden knapp zwei Stunden wünschte Thomas A. Gruber den Besuchern berührende, besinnliche aber auch erheiternde Momente, denn Ludwig Thoma wäre kein Komödienschriftsteller gewesen, hätte er nicht auch Personen in seine Weihnachtsgeschichte eingebaut, über die man schmunzeln und lächeln kann und in denen man sich selbst, oder einen Nachbarn erkennen zu glauben scheint. 
  Die drei Tenöre Benjamin Grund, Thomas A. Gruber, Stephan Schlögl, der Bariton Daniel Hinterberger und der Bass Simon Käsbauer treten seit fünf Jahren als die „Stimmen der Berge“ im gesamten deutschsprachigen Raum auf. Als ehemalige Mitglieder der weltberühmten Regensburger Domspatzen und des Tölzer Knabenchores haben sie alle eine fundierte Ausbildung durchlaufen. Ludwig Thoma hat die Geschichte der „Heiligen Nacht“ 1915 in sechs Hauptstücke gegliedert, zwischen denen musikalische Stücke, passend zur jeweiligen Szene eingebaut sind. Diese hat Thomas A. Gruber, der Leiter der „Stimmen der Berge“, neu vertont. Die Sänger haben sich mit Geige, Akkordeon, Zither und Gitarre selbst begleitet. Außerdem wurden mehrere Melodien durch die vier Bläser der „Hollerstauern Brass“  gespielt. 
  Nach einem Bläserstück stimmten die Sänger mit dem Lied „Gesegnet sei die heilige Nacht“ in die Weihnachtsgeschichte ein. Im ersten Textbeitrag ging Benjamin Grund auf das Paar Josef, der in Nazareth als Zimmermann arbeitet und seine Verlobte Maria ein, die ein Kind erwartet hat, ein, die dann auf Befehl des römischen  Kaisers den Weg nach Bethlehem gehen mussten um sich dort einschreiben zu lassen. Mit den Liedern: “Maria durch ein Dornwald ging“ und „Im Woid is so staad“ wurde das heilige Paar gewissermaßen auf seinem beschwerlichen Weg begleitet. Während der reiche Menasse seine Pferde antreibt und er mit dem Schlitten an dem jungen Paar vorbeirast, bietet ein Handwerksbursch  seine Hilfe an und hilft die werdende Mutter zu tragen. Im Wechsel von Erzählung durch Benjamin Grund und der weihnachtlichen Stubenmusi, wird das Geschehen wie es aus der Bibel bekannt ist, lebendig gemacht. „Oh Maria wie gefährlich ist die Reis nach Bethlehem“ und „Wos eppa dös bedeut mit eich ös reichn Leut“ wurde die erfolglose Herbergsuche in Liedern umschrieben, während es Benjamin Grund ausgezeichnet verstand, seine Stimme verstellend, in die Rollen der Hausknechte beim Bräu, beim Schimmelwirt  beim Rössl-Wirt oder beim Schuster zu schlüpfen um das bittende Paar abzuweisen. Sogar etwas humorvoll für die Zuhörer wurde es, als Josef bei seiner Base anklopfte und nicht nur deren Mann sondern auch die Base mit keifender Stimme die Herbergsuchenden davonjagte. Erst beim „Simmei“ fanden die Beiden dann  im Stall eine Unterkunft und dort wurde das Christuskind dann geboren. Mit Melodien der Bläsergruppe und Liedern wie „O Heilige Nacht“  und „Es mag net finsta wer´n“ steuerte die Erzählung auf den Höhepunkt der Geschichte zu, als Engel die Geburt des Erlösers an die Hirten verkünden und auch der Handwerksbursch, der „Hansei“ erfährt, dass er geholfen hat, als er Maria einen Teil des beschwerlichen Weges mitgetragen hat. Weitere Lieder, die das Ensemble zwischen den Erzählungen eingehend zu Gehör brachte, waren „Adeste Fidelis“, „Koa Bettstadt fürs Christkind“  „Zu Bethlehem geboren“ und „Ich steh an deiner Krippe hier“. Die Erzählung von Ludwig Thoma stellt zum Ende die Frage, ob es nicht zu denken geben müsse, dass nur die Armen von der Geburt des Erlösers erfuhren, während die Bürger von Bethlehem nichts mitbekommen haben. Mit dem Andachtsjodler und dem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ endete die Aufführung und die Zuhörer dankten den Mitwirkenden mit lang anhaltendem Beifall für diese gelungene Einstimmung auf das Weihnachtsfest.
  Thomas A. Gruber stellte anschließend die Sänger noch näher vor und dankte besonders auch den Bläsergruppe „Hollerstauern Brass“ die ganz kurzfristig ihr Mitwirken zugesagt hatte. Er hoffe, so Thomas A. Gruber, dass diese knapp zwei Stunden dazu beigetragen haben, dem wahren Sinn des Advents näher zu kommen und die Geburt Jesu zu erwarten.
  Pfarrer Dr. Johann Tauer dankte den Mitwirkenden mit einem Vergelt´s Gott, dass diese eingehenden Texte, Lieder und Melodien den Weg in die Herzen gebahnt und auf das Weihnachtsfest hingeführt haben, bevor er dann den vielen Besuchern den Segen spendete. 
Obwohl das Wetter mit Nieselregen und Kälte nicht so optimal war, nutzen viele der Besucher vor der Kirche das Angebot des Pfarrgemeinderates, der Glühwein und kleine Brotzeiten zur Stärkung bereit hielt.
 
 
Bericht vom 27.12.2019
 
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