Rimbacher Geistlicher zu 1 Monat Festungshaft verurteilt.


1869 wird Cooperator Georg Schmitt zu 1 Monat Festungshaft verurteilt.
Denunziert wurde er von einem Schullehrer aus Zenching wegen einer
Äußerung, die den moralischen Lebenswandel der Abgeordneten betraf und den
Volksvertretern Versagen auf ganzer Linie vorwarf („sie kümmern sich nicht
um das Wohl des Volkes“).
Man spürt in dem Artikel aus der Landshuter Zeitung und noch mehr in dem
Bericht aus „dem bayerischen Vaterland“ die antikirchliche und
antiklerikale Stimmung, die 1869 vorherrschend war. Es ist die Zeit des
bayerischen Kulturkampfes: Die sog. Liberalen sehen in der Kirche eine
mittelalterlich-reaktionäre Organisation, die ein Hindernis war für die
Bildung eines nationalen Staatsgebildes wie für die Durchsetzung einer
neuen materialistischen, naturwissenschaftlichen Weltsicht.  Andererseits
versuchten starke romtreue Kräfte, die sog. Ultramontanisten, unter denen
der Regensburger Bischof Senestrey eine führende Rolle spielte, die Kirche
zu verteidigen, indem sie die Bindung an Rom und den Papst zu verstärken
suchten. 1870 wird auf dem 1. Vatikanischen Konzil nach lebhaften Debatten
die Erklärung der Unfehlbarkeit des Papstes erklärt, wenn er ex cathedra
spricht, also mit oberster Lehrautorität, in Glaubens- und
Sittenangelegenheiten, verpflichtend für die Gesamtkirche, mit
ausdrücklichem definitorischem Wollen und abschließendem Urteil. Trotz
einer Unterstreichung und Stärkung der Lehrautorität des Papstes und einer

Festigung der Unabhängigkeit der Katholischen Kirche konnte der Verlust
des Kirchenstaates nicht verhindert werden und ebenso wenig  eine
Kirchenspaltung, die sich im Deutschen Reich schon anbahnte. Die sog.
Altkatholiken hatten sich eben gerade auch wegen der
Unfehlbarkeitsdefinierung getrennt und sich als „alt“, d.h. als
vorkonziliar bezeichnet, da sie das 1. Vatikanische Konzil nicht
anerkannten. Interessant ist in diesem Zusammenhang für uns, dass auch ein
anderer ehemaliger Cooperator aus Rimbach in diesen für die Kirche
stürmischen Zeiten in Bayern eine besondere Rolle spielte. Von 1829 bis
1832 war nach seiner Priesterweihe Gregor Scherr in Rimbach eingesetzt.
Dann trat er in das wiedererrichtete Kloster Metten ein, wurde Prior und
später Abt des Benediktinerklosters. 1855 nominierte ihn König Maximilian
II. von Bayern zum Erzbischof von München Freising. Von der Erzdiözese
ergriff er 1856 Besitz. Scherr nahm 1869/70 am ersten Vatikanischen Konzil
teil, wo er zu einer Minderheit der Bischöfe zählte, die eine
Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit ablehnte. Trotz seiner eher
liberalen Rolle im Konzil exkommuniziert er später Johann Ignaz von
Döllinger, den Hauptvertreter der kath. Restauration, der das 1.
Vatikanische Konzil publizistisch bekämpfte und den Beschlüssen aus
Gewissensgründen die Zustimmung versagte. Nach seiner Exkommunizierung am
17.4.1871 durch Erzbischof Gregor von Scherr schließt sich Döllinger aber
nicht der altkatholischen Bewegung an...
Es soll aber jetzt nicht um eine kirchengeschichtliche Abhandlung gehen,
die auszuführen den Rahmen sprengen würde, sondern darum, um zu zeigen,
wie sehr sich der damalige Zeitgeist auch auswirkte auf Rimbach bzw. auf
den Cooperator Georg Schmitt, der wohl unschuldig  in die Mühlen einer
liberalen Justiz geriet. Ob er wirklich diesen einen Monat in der Festung
Rosenberg verbringen musste, konnte unser Archivar Alfred Silberbauer noch
nicht nachweisen. Aber lesen Sie selbst:

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