Kinder brauchen keine speziellen Kinderlebensmittel


 
 
„Sinn und Unsinn von Kinderlebensmitteln“, so lautete das Thema eines Vortrags im Kindergarten St. Michael in Thenried in der vergangenen Woche. Es war dies eine Aktion des Netzwerkes für Familien mit Kita-Kindern, die in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und als Referentin nahm Tanja Semmelbauer, Master of education in Ernährungswissenschaften, die Lebensmittel,  die speziell für Kinder angeboten und durch die Werbung geradezu als unumgänglich angepriesen werden, genauer unter die Lupe. Ihr Fazit zum Ende ihrer Ausführungen war, dass solche speziellen Lebensmittel nicht notwendig sind.
  Bei einem Elternabend im Kindergarten St. Michael ging es am vergangenen Donnerstag um gesunde Ernährung und im Speziellen um Kinderlebensmittel. Die Leiterin des Kindergartens, Silvia Speigl konnte dazu einen großen Kreis von interessierten Eltern, besonders aber die Ansprechpartnerin für Ernährung im AELF Maria Schmitz und die Referentin Tanja Semmelbauer 
begrüßen. Wie Maria Schmitz eingangs erwähnte, umfasse die Aktion im Kindergarten drei Module. Das erste war ein gesundes Frühstück, beim zweiten geht es nun um Kinderlebensmittel und das dritte wird eine Wanderung sein. So gehe es sowohl um gesunde Ernährung als auch um Bewegung, ohne dabei an Extremsport zu denken. 
  Die Referentin rückte dann die Kinderlebensmittel in den Focus. Ihren Ausführungen zufolge wurde die Anzahl der angebotenen speziellen Lebensmittel für Kinder immer größer. Wogegen sich das Produktionssortiment kaum verändert. Der Schwerpunkt liege nach wie vor auf Süßigkeiten wie Schokoriegel, Kekse, Ceralien und viel zu süße Milchprodukte und Getränke. Mit geschickt aufgezogener Werbung, etwa in kindgerechter Tier- und Comicverpackung oder dem Aufdruck „für Kinder / für Kids“  werden diese Lebensmittel den Kindern nahe gebracht und Kinder sind für diese Werbung sehr empfänglich.  Aber auch Eltern fühlen sich angesprochen, wenn Lebensmittel als „besonders gesund“ oder „mit extra viel Calcium“ beworben werden. 
Für Kleinkinderlebensmittel, also für Säuglinge und Kleinkinder bis zu drei Jahren, gilt eine streng geregelte Diätverodnung des Lebensmittelrechts. Das heißt dass kaum Zusatzstoffe, keine Farb- und Konservierungsstoffe verwendet werden dürfen und außerdem gelten geringere Höchstwerte für Rückstände wie Pestizide oder Nitrat. Kinderlebensmittel für Kinder ab drei Jahren unterliegen dem allgemeinen Lebensmittelrecht, was bedeutet, dass es keine Vorgaben für eine kindgerechte Ernährung bezüglich des Energiegehalts, des Fett- und Zuckergehalts gibt. Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen sprach die Referentin auch die Kennzeichnung von Lebensmitteln an und gab dazu eine Bewertung ab. So verwies sie auf den oft sehr hohen Zuckergehalt in Kinderlebensmitteln, der zudem schwer zu erkennen ist weil verschiedene Zuckerarten vermischt sein können. Auch das Fett in Kinderlebensmitteln entspricht nicht den Empfehlungen einer ausgewogenen Ernährung. Ein weiteres Problem stellt der Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen dar. Eine ausgewogene Mischkost liefert alle notwendigen Vitamine und Mineralstoffe. Werden viele angereicherte Produkte gegessen, besteht die Gefahr einer Überdosierung. Außerdem werden in Kinderlebensmitteln oft auch Zusatzstoffe zu einem Problem. So können Geschmacksverstärker, Farb- und Konservierungsstoffe allergische Reaktionen auslösen und auch Wechselwirkungen zwischen Zusatzstoffen sind noch nicht hundertprozentig geklärt. Gewarnt wird hier vor Zitronensäure, da sie Karies fördert.  Ihre Betrachtungen über Sinn und Unsinn von Kinderlebensmitteln schloss die Referentin mit dem Fazit, dass Kinder keine speziellen Lebensmittel brauchen. Die anwesenden Eltern konnten dann anhand von zwei Proben von Fruchtpüree ausprobieren wie es natürlich und mit Zusatzstoffen schmeckt. Es gehe darum, Kinder an eine gesunde Ernährung heranzuführen, auch wenn man wohl nicht alles was die Lebensmittelindustrie anpreist verbieten kann, resümierte die Referentin.
Die Kindergartenleiterin bedankte sich abschließend bei der Referentin und bei Maria Schmitz vom AELF für den interessanten und aufschlussreichen Abend mit einem Frühlingsblumenarrangement.
 
 
 
Bericht vom 01.04.2019
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