Seit 73 Jahren läuten die Rimbacher Kirchenglocken


 

 

Fast auf den Tag genau seit 73 Jahren hängen die Glocken im Turm der Pfarrkirche in Rimbach. Nachdem die Vorgängerglocken im Krieg eingezogen worden sind, wurde 1948 das neue Glockengeläute angeschafft. Am 1. Februar 1948 wurden die Glocken feierlich empfangen und geweiht. Für die Pfarrei war dies ein großer Freudentag, denn während des Krieges war kein Glockengeläut zu hören. Wenige Tage später, nachdem sie in den Turn an ihren vorgesehenen Platz hinaufgezogen und befestigt waren, erklang das Probeläuten. Bei der Feier zum 300jährigen Bestehen der alten Kirche hatten die Gläubigen die Möglichkeit die Glocken im Turm zu sehen, die sonst nur zu hören sind. 
   Mit Ausnahme der Kartage, wenn sie „nach Rom geflogen sind“, sind sie jeden Tag zu hören, die Glocken im Turm der St. Michaelskirche in Rimbach. Mittlerweile rufen sie seit 73 Jahren die Gläubigen zu den Gottesdiensten, künden von den kirchlichen Festen des Kirchenjahres, läuten zum „Engel des Herrn“ und begleiten die Gläubigen auf ihrem letzten Weg. Auch der Stundenschlag ertönt täglich.
Ein Blick zu den vier Glocken in den 30 Meter hohen Turm der Pfarrkirche kann auch mit ihrer Geschichte in Verbindung gebracht werden. Zwei Vorgängerglocken waren im Kriegsjahr 1941 „zur Sicherung der Metallreserve für eine Kriegsführung auf lange Sicht“ geraubt worden. Auf dem Turm verblieb nur noch die kleinste Glocke, die heute als Sterbeglöcklein  läutet. Sie wurde 1767 gegossen und hängt an höchster Stelle im Kirchturm gleich unter der Zwiebelkuppel. Nach dem Krieg kamen zwei Glocken wieder zurück nach Rimbach. Die „große Glocke“, gegossen 1733 und 351 kg schwer, war aber zersprungen und wurde nach Rittsteig zum Umgießen abgegeben. Die kleine Glocke,  ihr Gewicht wird auf 100 kg geschätzt, befindet sich heute auf dem Turm der Kapelle in Thenried und trägt die Inschrift: „ Martin Neumeier zu Stadt am Hof goss mich“ und die römische Jahrzahl MDCCXXXIII (1733). Auf der einen Seite befindet sich eine Kreuzigungsszene und auf der anderen der hl. Wolfgang. 
  Nachdem also während des Krieges kein Glockengeläute zu hören war, war die Pfarrei bestrebt bald neue Glocken anzuschaffen. Dies war insofern nicht einfach, da so kurz nach dem Krieg kaum Mittel für den Kauf aufgebracht werden konnten. Nach entsprechenden Verhandlungen mit der Glockengießerei „Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation“  konnte jedoch vereinbart werden, dass die drei neuen Glocken mit Holz im entsprechenden Gegenwert bezahlt werden können.
    Aus dem Verkündbuch der Pfarrei vom 7. Februar 1948 und niedergeschrieben von Benefiziat Heinrich Mayer ist das große Ereignis für die Pfarrei nachzuvollziehen. Da heißt es: „Der 1. Februar 1948 ist ein großer Freudentag für die Pfarrei Rimbach. An diesem Tage wurden nachmittags um 2 Uhr die neuen Glocken feierlich eingeführt, in den Friedhof verbracht und durch den Ortspfarrer H.H. Geistlichen Rat Dr. Otto Menzinger, Dekan mit bischöflicher Vollmacht unter Assistierung von Benefiziat Heinrich Mayer und Herrn Expositus Max Eckl aus Zenching feierlich geweiht. Ein Teil des großen Unrechts der Hitler Regierung im 2. Weltkrieg (1939-1945), die geweihten Glocken ohne Entschädigung für Kriegszwecke wegzunehmen, ist wieder gut gemacht. Wenn auch die kleinere Glocke durch Gottes Fügung wieder zurückkam. Die große wurde als zersprungen nach Rittsteig zum Umgießen abgegeben, so mussten wir die langen Kriegsjahre auf feierliches Geläute verzichten. Die neuen 3 Glocken wurden als Gussstahlglocken vom Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation AG um den Preis von 100 fm Schnittholz in Natura im Wertanschlage von 8000 RM beschafft. Das Holz wurde teils geschenkt, teils billig erworben, weil alle Pfarrangehörigen großes Interesse hatten an der Beschaffung neuer Glocken. Die Bestellung erfolgte am 11. Januar 1947, die fertig gestellten Glocken trafen am 30. Januar 1948 in Grafenwiesen ein. Auf die Nachricht vom Eintreffen wurden sofort die Vorbereitungen zum festlichen Empfang getroffen. Wägen geschmückt, Girlanden gebunden, die Häuser geschmückt, Und nun nachmittags 2 Uhr des 1. Februar wartete eine ungeheuere Volksmenge auf das große Ereignis. Auf der Straße bei der Wöhrmühle war der 1. Empfang, ein Gedicht begrüßte die Glocken. Dann formierte sich der Festzug: 21 Reiter, die Schuljugend, die Blaskapelle Rimbach, die freiwilligen Feuerwehren von Rimbach, Thenried und Liebenstein, der katholische Burschenverein, der katholische Jugendverein (Weise Rose), Jungmädchen, der christliche Mütterverein, alle Vereine mit Fahnen, die Geistlichkeit, Lehrerschaft, die Kirchenverwaltung, die Bürgermeister und Gemeinderäte von Rimbach, Thenried und Liebenstein. 2 Festwägen mit je 6 geschmückten Pferden und 1 Wagen mit 4 Pferden bespannt brachten die teure ersehnte Last. Auf dem Dorfplatz wurden die Glocken durch den Pfarrherrn mit einem Lied des Kirchenchores und einem Gedicht begrüßt. Nach dem Verbringen auf den Friedhof fand die kirchliche Weihe statt. Während des Niederschreibens dieser Zeilen (am 7. Februar 1948) findet Probegeläuten statt und ist der Wohlklang sehr gut. Mögen,  die Glocken nur zur Ehre Gottes erklingen!“
  Etwas über der Höhe des Kirchendachbodens hängt die größte Glocke, geweiht den Gefallenen der Pfarrei Rimbach, sie ist 1800 kg schwer. Ein Stockwerk darüber die beiden kleineren Glocken 1100 kg und 800 kg schwer, sind der Gottesmutter Maria und dem Kirchenpatron St. Michael geweiht. Die Tonfolge wird dem De-Deum-Motiv Dis, Fis und Gis gebildet.

 

Bericht vom 11.02.2021

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