Die Zenchinger Kirchenglocken erzählen
-und sollten uns auch zum Nachdenken bringen-
Am Freitag, 20. März 1942 wurden gemäß Anordnung des Beauftragten für den Vierjahresplan über die Erfassung von Nichteisenmetallen vom 15.03.1942 und einen Runderlass des Reichsministers des Innern vom 30.01.1942 alle unsere Kirchenglocken bis auf die Kleinste – Sterbeglocke abgenommen und nach Kötzting gebracht. Um ¾ 10 Uhr wurde nochmals und zwar zum letzten Mal mit allen Glocken geläutet: 10 Minuten lang und dann schloss sich ihr eherner Mund und schon nach zwei Stunden waren alle 3 Glocken vom Glockenstuhl, wo sie Jahrzehnte, nein die zwei größten Jahrhunderte gehangen- seit 1523 bezw. 1609- gelöst und zum Ablassen bereit.
Um 12 Uhr mittags wurde zum ersten Mal mit der Sterbeglocke der „Engel des Herrn“ geläutet. Alle waren sichtlich ergriffen und manche Träne rollte über die Wange. Eine nach der Anderen wurde nun vom Turm herabgelassen. Die „Große“ die als Letzte den Turm verließ, fotografierte ich noch zweimal während des Herablassens und schließlich alle drei auf dem Wagen.
In stillen Weh wurden die Glocken von vielen jetzt noch betrachtet, die Glockeninschriften abgelesen und stieg eine Anzahl Zenchinger nochmals auf den Turm um die leeren Glockenwohnungen auf dem Turm zu sehen. Gegen ½ 3 Uhr nachmittags entfernte sich dann das Fuhrwerk und das Abnahmekommando mit den Glocken nach Kötzting, wo die A-Glocken (bei uns Messglocke!) sofort zum Einschmelzen weiterbefördert werden, während die B und C-Glocken einstweilen bis auf Abruf in Kötzting in einem Stadl hinterstellt werden.
Ist’s auch ein schweres Opfer für jede Kirchengemeinde- hilft’s zum Endsieg zum Frieden für Kirche Volk und Vaterland- dann sei’s Gott zu lieb gebracht „in Gottes Namen“
Das Sterbeglöcklein aber, dass uns geblieben, es erinnert und täglich an die Vergänglichkeit alles Irdischen, und sei uns ein täglicher Mahner zum Gebet und zur Treue gegen Gott, Kirche und Vaterland, dass recht bald wieder Friede werde und das Sterbeglöcklein recht bald wieder seine 3 Schwestern auf dem Kirchturm in Zenching begrüßen darf.
Oktober 1942
Laut Mitteilung des Herrn Handwerksmeisters Barth von Kötzting dürfen wir unsere älteste am 20.03.1942 abgelieferte Messglocke vom Jahr 1533 von Kötzting her wieder heimholen. Auf Grund der Einsprucherhebung vom 20.03.1942 wurde sie für eine D-Glocke erklärt vom Landesamt für Denkmalspflege und freigegeben.
Am Mittwoch 21.10.1942 morgen die Abholung der Messglocke vom Jahre 1533 Gewicht 638 kg, nochmals persönlich in der Kreishandwerkerschaft Kötzting, Bescheid: „Wir können die Glocke jederzeit holen“.
Rücksprache mit Zimmermeister Kalb von Kötzting wegen Aufziehen der Glocke auf den Turm. Flaschenzug wird zur Verfügung gestellt!
Am Donnerstag 22.10.1942 wird die Glocke von Kötzting (Gscheiderstadl) von Kirchenpfleger Mühlbauer bzw. dessen Sohn Josef mit zwei Pferden abgeholt. Macht Josef und Baumann Anton Zenching fahren mit zum Aufladen. Um ½ 6 abends treffen sie ein. Mit Girlanden geschmückt unter dem Geläute der kleinen Glocke wird nun unsere liebe Messglocke von allen freudig begrüßt auf den Friedhof gefahren und dort vor dem Kirchturm abgeladen. Am nächsten Tag wurde sie dann, nachdem Brandl Peter, Holzhof mit dem Flaschenzug von Eschlkam gekommen war, um ½ 2 Uhr nachmittags von 6 Mann aufgezogen und wieder an ihr altes Plätzchen am Turm gebracht. Um 3 Uhr war sie droben und konnte allen Zenchingern durch ihren ehernen Mund die freudige Kunde bringen: „Eure liebe alte Messglocke ist wieder da“. Und alle waren, als sie nach 7 monatlichen Fernsein und Schweigen wieder ihre Stimme ertönen ließ, voller Freude.
Die kleine Glocke (Sterbeglöcklein) wurde dann auf den Platz der „Elf-Uhr-Glocke“ – Nemmerseite- gebracht und aufmontiert.
Nun soll auch wieder der Stundenschlag durch die Messglocke und der ¼ Stundenschlag durch das kleine Sterbeglöcklein in Bälde ertönen, wenn die notwendigen Änderungen hierfür gemacht sind.
05. August 1947
Am Dienstag 05. August wurde die alte große Glocke per Auto von Regensburg geholt. (Aus dem Glockenlager bei Hamburg war sie zu Schiff nach Würzburg und von da per Bahn nach Regensburg gekommen.)
Beim H. Kirchenpfleger Mühlbauer Zettisch wurde sie abgeladen und für den festlichen Empfang geschmückt. Die feierliche Heimholung war am Samstag nachmittags 4 Uhr. Die Festzugsordnung: Voraus die Reiter, dann das Prozessionskreuz mit den Schulknaben, das Kindheit- Jesu- Fahnchen mit den weis gekleideten Mädchen, Jungfrauen mit Fahne, Burschen mit Fahne, Feuerwehrfahne, Musikkapelle mit Kirchenchor, Festwagen begleitet von den Feuerwehrmännern, Ministranten und Priester, Kirchenverwaltung, Herz Jesu Fahne und Männer, Müttervereinsfahne und Frauen.
In Zettisch sang der Chor: „Gott grüße Dich!“ Unterwegs spielte die Kapelle Märsche und Heimatlieder, wozu gesungen wurde. Vor dem Kirchturm begrüßten 3 Mädchen die Glocke mit Gedichten. Nach einer kurzen Ansprache sang der Chor einen Festgesang (Aus Mutter Donau Nr. 130). Dann versammelte sich die Gemeinde im Gotteshaus zum Dank gegen Gott den Herrn: Te Deum, sakr. Segen, Lied: Oh, mein Christ, lass Gott nur walten.
Dann wurde die Glocke hochgezogen und eingehängt, Bereits um 7 Uhr verkündete das Festgeläute den glücklichen Abschluß der Feier und der Arbeiten. Die ausgelöste Freude belohnt alles, auch den Eifer im Schmücken.