Nur Heiden durften Spaß haben und lachen


„Hat Jesus gelacht“ und „Gibt es einen Heiligen für den Humor“, diese Fragen wurden unter anderem bei einem Vortrag, zu dem der Frauenbund Rimbach in der vergangenen Woche eingeladen hat, durch die Diplom-Theologin Gabriele Zinkl in den Raum gestellt. Tatsächlich war das Lachen in der Kirche über Jahrhunderte hinweg verboten. Dies basierte aber nicht auf biblischen Hintergrund, sondern war ein Dekret grimmiger Theologen, die den Christen keine Fröhlichkeit zugestanden haben. Dabei sollten doch Christen aufgrund der Frohbotschaft fröhlich sein. Um so erfreulicher ist es, daß sich die Einstellung gegenüber dem Lachen in der Kirche inzwischen gewandelt hat.
„Ihr seid das Salz der Erde – Von der Prise Humor und Lachen im Christentum“, so war der Vortrag betitelt, den der Frauenbund Rimbach in der letzten Woche abhielt und zu dem die Diplom-Theologin Gabriele Zinkl von der Vorsitzenden Gitta Volkner im Pfarrheim begrüßt werden konnte.
Daß es im Regensburger Dom einen lachenden Engel und beim Bamberger Dom eine Darstellung von drei lachenden Figuren, die als Erlöste bezeichnet werden, gibt, ist eine Rarität in der Kirche. Religion ist für die meisten Christen früherer Zeit keine lustige Angelegenheit gewesen, da Religion  allgemein als wenig lustig galt, da es um Leben und Tod geht. Spöttern und Lachenden drohe die Strafe Gottes, denn nur Heiden dürfen Spaß haben, wovon sich die Bezeichnung „Heidenspaß“ ableitet, so Gabriele Zinkl. Dabei müssten sich doch Christen als Erlöste doch freuen können.
In der Frühzeit des Christentums, hatten die Christen wegen der Verfolgungen die sie erleiden mußten nichts zu lachen. Auch später war das Lachen verpönt. So schreibt Johannes Chrysostomus im 4. Jahrhundert, daß ein Christ, der doch mit dem Herrn im Zeichen des Kreuzes verbunden sei, niemals lachen darf, sondern nur weinen. Die Theologen des Mittelalters verboten den Gläubigen das Lachen, weil es die Erlösung vorwegzunehmen schien. Außerdem waren sie der Ansicht, daß ein lachender Mensch keine Angst vor Autoritäten habe und unverrückbare Wahrheiten nicht ohne Weiteres gelten lasse. In dem Roman „Der Name der Rose“ tut ein Mönch alles, dass ein altes philosophisches Buch über das Lachen den Menschen unzugänglich bleibt.  Interessant sei auch, daß in der Bibel nur etwa zwanzig mal das Wort Lachen gebraucht wird. Häufiger ist die Rede von Freude, Fröhlichkeit, Jubel, die sich indirekt auf Lachen und Humor beziehen. Dabei ist auffällig, daß im Kontext von Lachen häufig auch von Traurigkeit die Rede ist, z.B. „Wehe denen die da lachen, denn sie werden weinen und heulen“ (Jes 449f), oder bei Kohelet 3,4 heißt es „Weinen hat seine Zeit, Lachen hat seine Zeit“.
Gehe man auf die jüdische Tradition zurück, aus der ja das Christentum hervorgeht, ergebe sich aber ein ganz anderes Bild. So ist das Judentum für seinen Humor bekannt und bezeichnend ist  der jüdische „Witz“. So heißt es auch, daß Gott frohe Menschen will, der Satan aber traurige, oder auch „Dienet dem Herrn mit Freuden“.
Ob Jesus gelacht habe, darüber wird in der Bibel zwar nicht berichtet, aber es ist anzunehmen, denn ansonsten müßte man ihm seinen jüdischen Ursprung absprechen, da in der jüdischen Tradition Lachen und Lächeln fest verankert sind. Jesus war sicher auf irgendeine Weise frohgemut, weil er das Leben liebte hat er für das Leben agiert, gestritten und gelitten bis zum bitteren Ende. Die Botschaft Christi als Frohe Botschaft kann nur jemand verkünden, der selbst von Freude und Fröhlichkeit erfüllt ist.
Daß es sogar einen Heiligen des Humors gibt, dürfte wohl den Wenigsten bekannt sein. Es ist aber so, daß Philipp Neri, genannt Pippo, als dieser gilt. Der Priester und Ordensgründer, war ein sehr volkstümlicher Mensch und so hatte die Kirche mit ihm ihre Schwierigkeiten. Ja so wurde ihm mißtraut und zeitweise sogar verboten, die Beichte zu hören und mit seiner Gemeinschaft Pilgerfahrten durchzuführen.  Erst Papst Pius V. schenkte ihm volles Vertrauen und Anerkennung des Ordens.
Etwas seltsam mag es erscheinen, daß es auch in der Kirche des Mittelalters an einem Tag des Jahres, nämlich Lachen in der Kirche geben sollte, das sogenannte Osterlachen. Den Priestern war aufgetragen, an Ostern die Menschen zum Lachen zu bringen, um die Erlösung durch die Auferstehung zu feiern. Ab dem 17. Jahrhundert wurden diese fröhlichen Osterpredigten aber immer seltener und in einem Erlaß von 1853 in Regensburg heißt es: „Fabeln, gereimte Dichtungen und Obskures sind aus den Predigten zu verbannen“.
Allerdings kannte auch die katholische Kirche einige, die sich nicht ganz an die Verordnungen der grimmigen Theologen gehalten haben. So habe beispielsweise Theresa von Avila so manche Widerstände durch ihren Humor überwunden. Von ihr stammt auch der Ausspruch „Wenn Rebhuhn dann Rebhuhn, wenn Buße dann Buße“. Auch der beliebte Geistliche, Don Bosco, wäre sicherlich ein Anwärter auf den Heiligen des Humors gewesen, denn er verstand es die Jugend zu begeistern und neben seinem Ausspruch: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“, ist von ihm auch die Äußerung überliefert: „Der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen“. Auch der Jesuit Karl Rahner forderte seine Gemeinschaft auf: „Lacht, denn dieses Lachen ist ein Bekenntnis, daß ihr Menschen seid“. Der Karneval, wie er besonders aus dem Rheinland bekannt ist, hat einen kirchlichen Ursprung, geht er doch der Fastenzeit voraus. Allerdings wäre es wohl im Mittelalter kaum möglich gewesen, daß Kardinal Lehmann aus Mainz, den Orden wider den tierischen Ernst hätte annehmen dürfen.
Es sei erfreulich, daß sich das Christentum von den strengen Verordnungen des Mittelalters in der letzten Zeit verabschiedet hat, so die Referentin, denn das Evangelium sei schließlich eine Frohbotschaft und nicht eine Drohbotschaft, wie es die Kleriker über Jahrhunderte hinweg gepredigt haben.
Die Vorsitzende des  Frauenbundes dankte der Referentin für den interessanten Vortrag mit einem kleinen Präsent.
Abschließend lud sie zum Rosenkranzgebet in dieser Woche ein, und ganz besonders zur Veranstaltung „Von Frau zu Frau“, die am 21. Oktober im Rahmen des Monats der Weltmission in Rimbach stattfindet.
 

 

Bericht vom 11.10.2010

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