Wegen hoher Mitgift sind Töchter in Indien unerwünscht


Nachdem in diesem Jahr von der Kirche der 100. Geburtstag der 2003 selig gesprochenen Mutter Teresa, begangen wird, die schon zu ihren Lebzeiten aufgrund ihres unermüdlichen Einsatzes zugunsten der Ärmsten weit über die Grenzen Indiens hinaus als überzeugendes Vorbild der Nächstenliebe wahrgenommen wurde, richtete das kirchliche Missionswerk Missio zum diesjährigen Monat der Weltmission das Hauptaugenmerk auf Indien. In Zusammenarbeit mit der Diözese Regensburg wurde eine Kampagne gestartet, durch die den Menschen hierzulande das tatsächliche Indien näher gebracht werden konnte. Aus diesem Grund waren Ordensschwestern, Priester und Bischöfe in der Diözese Regensburg unterwegs, um in Vorträgen und Begegnungen über Indien zu berichten. Mit der Ordensschwester Ida Shanti Lobo  konnte auch in Rimbach eine dieser Schwestern zu einem Gesprächsabend im Pfarrheim begrüßt werden.
Die Vorsitzende des Frauenbundes, Gitta Volkner, zeigte sich bei der Eröffnung des Abend sehr erfreut über das große Interesse das dieser Vortrag gefunden hatte. Neben einer großen Zahl von Mitgliedern aus dem eigenen Frauenbund waren nämlich auch Interessierte aus Nachbarvereinen gekommen. Ihre besonderen Grüße galten aber der Schwester Ida Lobo und den beiden Mitarbeiterinnen  Frau Weininger und Frau Schmidt, von Missio, die die Schwester begleiteten und ihre Ausführungen ins Deutsch übersetzten, und weiter der Bezirksvorsitzenden Waltraud Oberberger und deren Stellvertreterin Rita Pielmeier, dem Präses Pfarrer Karl-Heinz Seidl und Pater Paul Gnalian.
  Zum Monat der Weltmission wurde die größte Solidaritätsaktion für die ärmsten Diözesen der Welt gestartet, damit dies in ihrer Arbeit für die Menschen  vor Ort unterstützt werden können, so die Mitarbeiterinnen von Missio in einer kurzen Einführung zu diesem Abend. Damit Informationen praktisch aus erster Hand vermittelt werden können, wurden Ordensschwestern, Priester und Bischöfe nach Deutschland eingeladen, um an vielen Orten in den deutschen Diözesen über die Situation vor Ort in ihrer Heimat berichten zu können.
Seit sieben Tagen sei sie jetzt in Deutschland, so Schwester Ida Lobo zu Beginn ihrer Berichte, und sie sei sehr glücklich darüber, mit neun anderen Schwestern, einem Priester und zwei Bischöfen nach Deutschland eingeladen worden zu sein, um hier über ihre Arbeit zu erzählen. Ihr Tätigkeitsgebiet liegt in Gulbarga, einer der schlechtest entwickelten Regionen des Bundesstaates Kanataka, erzählte sie, wo sie sich vor allem um die Dalits, die Menschen der untersten Kaste kümmert, die von den Menschen höherer Kasten unterdrückt und ausgebeutet werden. In der neu gegründeten Diözese Gulbarga leben nur rund 6500 Katholiken, die damit nur eine kleine Minderheit darstellen. Damit leiste sie ihre Arbeit auch hauptsächlich für Nichtchristen, wobei diese wiederum sich auf Frauen und Kinder konzentriert. Das Kastensystem in Indien, das die Bevölkerung in mehrere Gesellschaftsschichten  unterteilt führe dazu, daß die Mitglieder der untersten Kaste, die Dalits, praktisch keine Rechte haben und von den Angehörigen der höheren Kasten unterdrückt und ausgebeutet werden. Die Dalits stehen auf der niedrigsten Stufe der Gesellschaft und damit sozial, politisch und wirtschaftlich ganz hinten. Zwar wurde durch die indische  Verfassung die „Unberührbarkeit“ der Dalits offiziell abgeschafft, aber die Realität sieht ganz anders aus. Gerade in ländlichen Gebieten gebe es das Kastensystem nach wir vor.  Die Dalitfrauen müssen niedrigste Arbeiten, vorwiegend als Hausangestellte verrichten, und das  für einen, im wahrsten Sinne Hungerlohn. Für täglich vier Stunden Arbeit, und das an sieben Tagen in der Woche, bekommen sie monatlich umgerechnet ca. 4 bis 5 Euro. Aus diesem Grund müssen die Frauen sich mehrere Arbeitsstellen suchen, um überleben zu können.  Auch haben sie keinen Anspruch auf medizinische Versorgung und Bildung für ihre Kinder. Schwester Ida Lobo ist auch eine praktizierende Anwältin, die sich um die Rechte der Menschen annimmt. Dazu geht sie auch ins Gefängnis um den dort eingesperrten Frauen zu helfen. Da in Indien Frauen den Männern nicht gleichgestellt sind, beginne die Problematik schon mit der Geburt, so erzählte sie weiter.  Die Gesellschaft bevorzugt Jungen. Mädchen sind praktisch unerwünscht und gelten als kostspieliger Luxus. Dies sei damit begründet, weil Eltern für ihre Töchter bei der Heirat eine große Mitgift zahlen müssen. So laste auf den jungen Frauen ein großer Druck, zumindest beim ersten Kind einen Jungen zu gebären. Oft führe das so weit, daß Frauen, die erfahren, daß sie ein Mädchen bekommen, dieses abtreiben lassen. Und nicht selten sehen die Frauen nur noch den Selbstmord als  einzigen Ausweg vor dem Druck der Familie. Schwestern aus den Orden nehmen sich um die Frauen an und versuchen ihr Selbstwertgefühl zu stärken, indem sie ihnen Bildung und gerechte Arbeit verschaffen. Zwar sind diese Bemühungen von den oberen Schichten nicht gerne gesehen, denn diese fürchten um ihren Einfluß und ihre Macht, doch nach und nach, wenn auch sehr langsam beginnt sich die Situation für die unterdrückte Bevölkerungsschicht zu verbessern. Mit Mitteln aus den Missio-Aktionen sollen weitere Einrichtungen geschaffen werden, um die Situation der Ärmsten zu verbessern.
Nach ihren Berichten stellte sich Schwester Ida Lobo noch den Fragen der Zuhörer, die sie bereitwillig  beantwortete.  Die FB-Vorsitzende dankte abschließend für die interessanten Ausführungen, die deutlich machten, daß es noch viele Bereiche gebe, wo die Menschenrechte noch nicht gelten. Um so mehr soll Solidarität mit diesen Unterdrückten bewiesen werden, um ihnen zu mehr Recht zu verhelfen.
 

 

Bericht vom 27.10.2010

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