Der Tod gehört zum Leben wie die Geburt


 
 
Wohl kaum an einem anderen Tage im Jahr ist die Kirche so voll als am Allerheiligentag, wenn mit Andacht und Friedhofgang der verstorbenen Angehörigen gedacht wird. So war es auch am vergangenen Allerheiligentag wieder der Fall. Während der Andacht wurden für die 21 Pfarrangehörigen die seit dem letzten Allerheiligenfest verstorben sind, Kerzen angezündet und Gebete gesprochen. Pfarrer Dr. Johann Tauer mahnte in seiner Predigt, sich durch ein gutes Leben auf das Sterben vorzubereiten. Beim Friedhofgang wurden dann die Gräber gesegnet. 
   Längst nicht alle, die am Nachmittag von  Allerheiligen in die Kirche zur Andacht gekommen waren, fanden einen Sitzplatz, so voll war die Pfarrkirche, als der Verstorbenen gedacht wurde. Seit Allerheiligen vor einem Jahr sind aus der Pfarrei 21 Pfarrangehörige verstorben, denen namentlich gedacht und für sie eine Kerze angezündet wurde.
  Viele Menschen, so Pfarrer Dr. Johann Tauer in  seiner Predigt, sterben heute einsam, oft in einem separaten Zimmer in einem Krankenhaus.  Viele Menschen wollen den Tod nicht wahrhaben und verdrängen die Gedanken an das Sterben, obwohl das Sterben zum Leben gehöre wie die Geburt. Die Ursachen dafür seien vielfältig. Materialistische Lebensauffassung die nur das sichtbare und Greifbare gelten lassen will und die geistigen Werte leugnet, übertriebener Lebensgenuss, ungeordnete Annehmlichkeit an irdische Güter, wie auch das Bewusstsein  ungesühnter Sünden, Gewissensnot, sowie vor allem der Mangel an lebendigem Glauben an das Erlösungswort Jesu Christi und seine Verheißung der Auferstehung, führte der Prediger an. Das Fortleben des Menschen nach seinem irdischen Dasein, seiner Vollendung, seiner Sehnsucht nach unvergänglicher Freude kann uns nur der Offenbarungsglaube vermitteln. Gott hat die Welt so sehr geliebt dass er seinen Sohn hingab, damit niemand der an ihn glaubt verloren geht sondern das ewige Leben habe. In jeder Totenmesse werde in der Präfation gebetet, dass in Jesus die lebendige Hoffnung erstrahlt dass wir in Seligkeit auferstehen. Auch wenn uns das Los des sicheren Todes bedrückt, tröstet und doch die Verheißung der künftigen Unsterblichkeit, denn den Gläubigen werde das Leben gewandelt, nicht genommen. Auch Jesus habe Todesangst und furchtbare Traurigkeit durchleben müssen, obwohl er wusste, dass er nach drei Tragen auferstehen würde. Jeder Christ sollte den Tod betrachten als Meisterwerk seines Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Im Leben geben wir Gott die Früchte unseres Lebensbaumes, im Tod aber den Baum selbst. So sei das Sterben die letzte und entscheidendste Prüfung die wir zu bestehen haben. Daher soll das ganze Leben auf den Tod hin ausgerichtet werden. Wenn auch der letzten Stunde Anfechtungen und Versuchungen des Bösen vorausgehen und das Gefühl der Gottverlassenheit komme, die letzten Augenblicke sind erfüllt vom Trost Gottes und seiner inneren Nähe und in dessen Hände wir unseren Geist legen dürfen. Das Sterben eines gottverbundenen Menschen könne man mit dem Erlöschen einer Kerze vergleichen, während das Sterben eines Gottlosen mit dem Klirren zerrissener Ketten oder zersprungener Gefäße gleiche. Wie extrem das Sterben sein könne, schilderte Pfarrer Tauer an den Beispielen des hl. Franz von Assisi und des Philosophen Francois Voltaire. Während Franz von Assisi, nachdem der erfahren habe dass er nicht mehr lange leben werde, seinem Sonnengesang die letzte Strophe anfügte in der er den Tod als Bruder begrüßte, starb der Christusgegner und erbitterte Feind der Kirche, Voltaire  in schrecklichem Wahnsinnsrausch und Delirium in einer Irrenanstalt. Ein Zeitzeuge habe darüber gesagt: „Wenn ein Teufel sterben würde, er würde wie Voltaire sterben“. Wo seine sterblichen Überreste verblieben sind weiß niemand denn sein Sarg ist leer. Bereiten wir uns durch ein gutes Leben auf ein gutes Sterben vor und bitten Gott um eine selige Sterbestunde, so Pfarrer Tauer.
  Der Andacht schloss sich der Friedhofsgang an, bei dem die Gläubigen die Gräber ihrer Angehörigen besuchten. Pfarrer Tauer durchschritt mit den Ministranten die Grabreihen und segnete sie mit Weihwasser und Weihrauch, während die Totenglocke geläutet wurde. Mit Fürbitten und dem gemeinsamen „Vater unser“ endete die Gedenkfeier. 
 
Bericht vom 04.11.2019
 
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