Es wäre traurig wenn Kinder ohne Wünsche wären


Wie interessant das Thema „Soll man den Kindern alle Wünsche erfüllen?“ war, zeigte der große Kreis von Eltern, die sich zum Elternabend im Kindergarten St. Michael eingefunden hatten. So zeigte sich auch die Leiterin Silvia Speigl sehr erfreut über den guten Besuch und begrüßte besonders den Referenten Bernhard Suttner, der nicht das erste Mal im Kindergarten in Thenried war. Als Vater von drei erwachsenen Kindern und mittlerweile auch Großvater, wie er zu Beginn seiner Ausführungen erklärte, habe er durchaus selber viele Erfahrungen, die er in Beispielen immer wieder auch in seinen Vortrag einfließen ließ.

Er wolle mit seinem Vortrag dazu ermutigen nicht zu glauben, daß Kindererziehung zu schwierig sei, so der Referent. Er zeigte sich zudem überzeugt davon, daß in der Vergangenheit in der Pädagogik manches propagiert wurde, was nicht gut war. Es gebe eigentlich nur drei Verhaltensweisen, die bei der Kindererziehung grundsätzlich zu verurteilen sind, nämlich das Vernachlässigen, sie verwahrlosen zu lassen oder Gewalt gegen sie anzuwenden. Diese kriminellen Handlungen sind gottseidank verboten. So zitierte er auch Pestalozzi, von dem Aussagen stammen wie „Pädagogik ist Liebe und Vorbild“ oder die goldene Regel „Ein Pädagoge sollte mindestens dreimal am Tag mit dem Kind lachen“. 

In früheren Zeiten galt bei der Kindererziehung oftmals der Aussprauch, man dürfe die Kinder nicht verwöhnen. Heute gilt diese harte Weise nicht mehr, sondern es gelte mehr das „kuscheln“. Gerade im Säuglings- und Traglingsalter sei keine Verwöhnung möglich, da die Kinder eben nur mit Schreien auf ihre Bedürfnisse, Hunger, Bauchweh, oder Langeweilen hinweisen können. 

Es gebe fünf Arten von Wünschen und eben auch verschiedene Möglichkeiten Wünsche zu erfüllen.

Eine Art seien Sachwünsche. Kinder wollen z.B. Spielzeug, Klamotten oder Handys. Diese Wünsche seien so programmiert von grundauf, denn hier zeigt sich der uralte Trieb des Jägers und Sammlers. Auch die Erwachsenen haben Wünsche müssen aber auch entscheiden, ob sie notwendig sind, ob sie erschwinglich sind oder nicht.  Eine weitere Art die Erlaubniswünsche. „Gell ich darf...“. Auch dies sei menschlich, denn der Mensch will etwas erleben. Es sei aber abzuwägen, ob die Kinder für ihre Wünsche nicht zu klein, der Wunsch zu gefährlich oder für ihr Alter unpassend ist. Andererseits sei auch zu bedenken, daß es auch nicht gut wäre, wenn Kinder zu wenig lebendig wären. Als weitere Art gibt es Zuwendungswünsche, wie etwa die Bitte an die Eltern nicht wegzugehen, oder das Licht brennen zu lassen, oder ins Bett der Eltern zu wollen. Diese Wünsche werden normalerweise mit zunehmendem Alter weniger. Bei Kindern sei es aber auch traurig, wenn sie keine Zuwendung möchten. Die vierte Wunschart sind die Macht- und Statuswünsche. Hier wollen die Kinder in Erfahrung bringen, wer etwas zu sagen hat, wie sie die Dinge beeinflussen können. Niemand will immer von anderen bestimmt werden. Aber auch da wäre es traurig, wären diese Wünsche bei den Kindern nicht vorhanden. Schließlich gibt es auch noch die „Seins-Wünsche“, wenn sich Kinder z.B. wünschen, daß das Familienleben wieder gut wird, wenn es dort kriselt. Wenn sich Eltern trennen oder Krankheit oder gar Tod das Leben aus dem Gleichgewicht bringt. Dies seien die größten Wünsche, bei denen es um die Existenz geht. Gerade hier dürfe das Problem nicht verdrängt werden. Oft gebe es bei diesen Wünschen nur noch die Möglichkeit, durch professionelle Hilfe Abhilfe zu bekommen. 

Wie aber auf die verschiedenen Wünsche reagieren - sollen die Eltern zu allen Wünschen Ja sagen? Hier gelte es für die Eltern abzuwägen, wie sie sich verhalten. Wenn Wünsche erfüllt werden können, und es ein freudiges Ja gibt, dann sei das gewissermaßen ein Vitaminstoß für das Selbstbewußtsein der Kinder. Wenn ein Wunsch abgelehnt wird, dann sollte dies aber ohne Abwertung erfolgen, sondern eventuell mit dem Hinweis, daß weniger oft mehr sei. Eine weitere Möglichkeit sei die Aufschubforderung. Hier könne die Erfüllung des Wunsches in Aussicht gestellt werden, und es könnte  durchaus damit verbunden sein, daß die Kinder sich selber darum bemühen sich den Wunsch nach einer gewissen Zeit erfüllen zu können. Es sollte aber auch eben nur solche Wünsche erfüllt werden die zum jeweiligen Entwicklungsstand passen.  Wenn Wünsche geäußert werden, die zu gefährlich oder zu teuer sind, könnte nach einer Kompromisslösung gesucht werden.  Den Kindern sollte aber immer auch plausibel gemacht werden, warum ihre Wünsche nicht, oder nicht gleich erfüllt werden können. Aber es sollte grundsätzlich auch nicht jeder Wunsch abgelehnt werden. Es komme eben immer auf die Situation an. Der glückliche Mensch muß vier Grundsituationen erleben, so der Referent. Den Konsum, der verdeutlicht, man liebt mich, man verwöhnt mich, die Produktivität, die fordert leistungsbereit zu sein, die Kreativität soll dazu beitragen,  sich etwas anderes einfallen zu lassen wenn es Wiederstand gibt. Vor allem aber soll es für die Kinder auch den Verzicht geben. Es gibt eben auch Wünsche die unerfüllbar sind und auch diese Erfahrung sollen die Kinder machen. Das Nein müsse dann aber so zum Ausdruck kommen, daß es ohne Abwertung und ohne die Kinder damit zu blamieren, ausgesprochen wird. Anschließend stellte sich der Referent noch den Fragen der interessierten Eltern.

Silvia Speidl dankte dem Referenten Bernhard Suttner für den interessanten Vortrag mit einem Präsent.

 

Bericht vom 15.10.2014

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