Die Kirche in Zenching und auch das Dorf birgt viele Kostbarkeiten


Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Landkreis Cham nahm mit einer Veranstaltung in Zenching die Reihe „Kirche und Wirtshaus“  in diesem Jahr wieder auf. Dabei lag die Zahl der Besucher über allen Erwartungen, was die Orgaisatoren mit großer Freude erfüllte. Die Teilnehmer, die den Weg in die Kirche St. Ägidius in Zenching  auf sich genommen haben, konnten an diesem Nachmittag nicht nur ein „Kleinod“ was die Ausstattung der Expositurkirche betrifft, erleben, sondern erfuhren viel Wissenswertes zur Geschichte der Expositur und des Dorfes. Pfarrer Karl-Heinz Seidl und Haymo Richter konnten in ihren Ausführungen nämlich einen breiten Bogen spannen,  der zurückreichte bis zu den Kelten und auch die neuere Geschichte beleuchtete.  Die anschließende Einkehr im Wirtshaus war dann noch eine gelungener Abschluß.
    Sichtlich überrascht über den guten Besuch der ersten Veranstaltung der Reihe „Kirche und Wirtshaus“ in diesem Jahr im Altlandkreis Kötzting waren die Verantwortlichen und Organisatoren am vergangenen Sonntag in der Kirche St. Ägidius in Zenching. Die rund 100 Teilnehmer sollten den Besuch dieser Veranstaltung aber sicher nicht bereuen.  Mit einem meditativen Orgelspiel des örtlichen Organisten Anton Baumann wurden die Zuhörer auf die informativen Beiträge eingestimmt.
  Der geschäftsführende Bildungsreferent der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Cham e.V., Michael Neuberger,  erklärte, nachdem er seine Freude über den sehr guten Besuch zum Ausdruck gebracht hatte, zunächst den Sinn dieser Veranstaltungsreihe. Früher, so Neuberger, gehörten Kirche und Wirtshaus einfach zusammen. In den Dörfern und Städten gab es keine Kirche in deren Nähe nicht auch ein Wirtshaus stand, das üblicherweise von vielen Kirchenbesuchern nachher zum Frühschoppen besucht wurde. Die nachlassende Glaubensbindung der Menschen und auch das leider festzustellende „Wirtshaussterben“ läßt diese Tradition immer mehr verschwinden. So hat die KEB  vor einigen Jahren diese Veranstaltungsreihe  „Kirche und Wirtshaus“ ins Leben gerufen um damit vielleicht dem Trend etwas entgegenzuwirken. Die Kirche St. Ägidius in Zenching sei heuer die erste Station im Altlandkreis Kötzting. Weitere sind dann die Kirche St. Ulrich in Lam und die Schloßkapelle in Altrandsberg. Auch zu diesen Veranstaltungen lud Neuberger die Zuhörer ein.
   Pfarrer Karl-Heinz Seidl aus Rimbach, der die Expositur Zenching seelsorgerisch betreut ging in seinen Ausführungen zunächst auf  die Geschichte der Kirche St. Ägidius ein. Seinen Ausführungen zufolge war die Kirche früher eine Burgkapelle. Daß diese dem Patronat des hl. Ägidius geweiht wurde, einem der 14 Nothelfer, sei ein Beweis daß diese Kapelle bereits sehr früh bestanden hat. Die geschichtlichen Verbindungen zu adeligen Familien sei nicht nur in schriftlichen  Aufzeichnungen belegt, sondern auch durch eine Grabtafel hinter dem Hochaltar, die darüber Aufschluß gibt, daß 1623 eine Frau Kunigunde Nothaftin, Freyin von Wernberg auf Runding, hier in Zenching begraben wurde, weil Runding damals noch nicht katholisch war. Seit Zenching keinen eigenen Expositi mehr habe, werde die Expositur von den Geistlichen aus Rimbach mitbetreut, zuvor von seinem Vorgänger Pfarrer Willibald Haberl und seit sechs Jahren von Pfarrer Seidl.
   Hauptreferent der Veranstaltung war dann Haymo Richter aus Bad Kötzting, der ganz im Sinne der Pfingstreiter für die „Ehre und Auszeichnung“ dankte diesen Vortrag halten zu dürfen, obwohl er kein gelernter  und studierter Historiker sei. Er habe einfach Freude an der Entdeckung der Kunstwerke in unserer schönen Heimat und durch entsprechende Nachforschungen ergeben sich immer wieder Beziehungen von Objekt zu Objekt. 
   Zur Kirche St. Ägidius in Zenching könne man der Dorfgemeinschaft nur gratulieren, denn sie sei ein echtes Kleinod. Bei den Renovierungen und Ergänzungen sei in der Vergangenheit sehr behutsam vorgegangen worden, sodaß der Charakter des Gotteshauses erhalten blieb. Auch der nach dem zweiten Vatikanischen Konzil aufgestellte Volksaltar füge sich harmonisch in den Raum ein. Das Patronat der Kirche, die dem hl. Ägidius geweiht ist, gehe auf eine alte Burgkapelle zurück.  Urkundlich erwähnt wird Zenching 1483, zur Pfarrei Rimbach gehörend. Eine Kirche dürfte es damit sicher schon früher gegeben haben, da in einem Salbuch von Arnschwang auf  Zenching schon 1415 verwiesen wird.
  Die Kirche in der gegenwärtigen Form, allerdings ohne die Seitenkapellen (Seitenaltäre)  stammt wohl aus der Zeit von 1729 bis 1735.  Eine Erweiterung erfolgte dann in den Jahren 1938 bis 1940. Aus dieser Zeit stammt auch die Inneneinrichtung. Gerade diese sei besonders zu erwähnen, da namhafte Künstler dieser Zeit an der Innenausstattung mitwirkten, was sicherlich auch nicht gerade  billig war.  So stamme das Bild am Hochaltar und das Deckengemälde von Josef Wittmann, die Assistenzfiguren Johannes und Paulus von Johannes Paulus Hager. Auch die Figuren von Sebastian und Florian auf den Podesten neben dem Hochaltar sind Bauern- und Wetterheilige, die gerade in der ländlichen Bevölkerung verehrt und und als Fürsprecher angerufen wurden.  Sie stammen aber nicht von Hager.  Auch auf die drei Bilder an der Empore ging Haymo Richter ein, die das letzte Abendmahl, das Gastmahl Jesu bei Simeon und bei den Emmausjüngern darstellen. Die Gemälde stammen lt. Menath von dem Kötztinger Maler Hueber und waren ursprünglich im Präfektorium des Kötztinger Priorates.  Haymo Richter ging in seinen weiteren Ausführungen auch auf die Künstler ein, die an der Ausstattung der Zenchinger Kirche mitgewirkt haben. So auf den Bildhauer Jahannes Paulus Hager, dessen Vater aus Stadtamhof stammte und der sich dann in Kötzting sesshaft machte.  Werke von Hager seien in vielen Kirchen der Umgebung zu besichtigen. Unter anderem stammt auch die berühmte Fischerkanzel in Weißenregen oder auch die Pieta in der Pfarrkirche in Rimbach zu seinen Werken. In mehr als 30 Kirchen der näheren und weiteren Umgebung seien Werke von Johannes Paulus Hager zu sehen.  Ebenso sei der  Maler Josef Wittmann als großer und geschätzter  Künstler seiner Zeit zu nennen, der in Zenching das Bild am Hochaltar und das Deckengemälde schuf.  Auch könnte ihm der Kreuzweg zugeordnet werden, der eine Ähnlichkeit mit dem Kreuzweg nach Niesassen aufweist. Wie sehr sich Josef Wittmann, der aus Windischeschenbach stammte,  mit der für den Erhalt der Kultur eintrat, zeigt ein Zitat von ihm in dem er schreibt „ Man muß immer um den Erhalt unseres Kulturgutes kämpfen, damit unsere Nachkommen die Wurzeln nicht verlieren“. Der Maler Josef Wittman hat in mehr als 70 Kirchen Bilder und Fresken geschaffen und war damit einer der bedeutendsten Kirchenmaler seiner Zeit.
   Mit Zenching in Verbindung gebracht können auch mehrere bedeutende Persönlichkeiten, insbesondere der spätere Erzbischof  Gregor von Scherr. Dieser war von 1829  bis 1832 Kooperator in Rimbach und hat seine erste  Filialstelle  Zenching nie vergessen. Für die Gründung der Expositur stiftete er 1000 Mark und für einen Jahrtag nochmals 1500 Mark. Seinen Einfluß als Erzbischof von München machte er auch in Regensburg geltend, damit die Expositur Zenching zustande kam. Ansonsten wären die Bemühungen des damaligen Kirchenpflegers Pfeifer wohl vergebens gewesen. Haymo Richter erinnerte auch an die Expositi Peter Riederer, von 1913 bis 1917 in Zenching, und an den letzten Expositi Josef Lang, von 1951 bis 1971 in Zenching.
    Eine weitere Besonderheit mit der Zenching aufwarten könne sei der Totentanz in der Friedhofskapelle, den Rudolf Schmalzl geschaffen hat. Der Zenchinger  Totentanz sei eine Besonderheit, die weit über die Grenzen der Pfarrei große Bedeutung habe.  Der Kunstmaler Rudolf Schmalzl war ein Redemtorist,  der auch die Klosterkirche Maria Hilf in Cham mit Bildern und Fresken ausstattete. 
  Eine weitere Besonderheit in der näheren Umgebung von Zenching sei die Keltenschanze am Blumbauernbach, ein Bodendenkmal, das weit in die Geschichte unserer Heimat, nämlich in das dritte Jahrhundert vor Christus  zurückführt. 
  Nach den hochinteressanten Ausführungen in der Kirche begaben sich die Teilnehmer in die Friedhofskapelle, wo Pfarrer Karl-Heinz Seidl den Zenchinger Totentanz erklärte, der auch weit über die Grenzen der Pfarrei hinweg große Bedeutung findet.
  Den Abschluß der Veranstaltung bildete dann eine gesellige Einkehr im Gasthaus Schreiner, bei der das zuvor Gehörte noch diskutiert werden konnte.
 

 

Bericht vom 03.05.2012

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