Familie und Beruf sind nicht immer leicht zu bewältigen


In Zusammenarbeit mit der Kommission „Ehe-Familie-Beruf“ beim Katholischen Deutschen Frauenbund lud der Zweigverein Rimbach in der vergangenen Woche zu einem Vortrag zum Thema „Abenteuer Familie und Beruf – vereinbar oder Fata Morgana“ ein. Die Vorsitzende, Gitta Volkner konnte dazu eine ganze Reihe interessierter Frauen begrüßen. Ihre besonderen Grüße galten Pfarrer Karl-Heinz Seidl, der Diözesanvorsitzenden Elisabeth Popp und der Referentin, Stefanie Breuer-Indefrey, Sozialpädagogin und Beraterin beim Regionalzentrum Frau und Beruf in Regensburg. Ein kurzes Grußwort richtete auch die Diözesanvorsitzende an die Anwesenden, die im Names der Kommission „Ehe, Familie und Beruf“ diesen Abend besuchte.
  Das Thema „Familie und Beruf“, so die Referentin zu Beginn, bewegt insbesondere  die Frauen schon seit langer Zeit und dies wird wohl auch in Zukunft so bleiben, denn es sei nicht immer einfach den Spagat zwischen Haushalt, Familie und Beruf zu schaffen, da in der Regel mehrere Gründe dagegen sprechen dies alles zu vereinbaren.
   Daß Frauen berufstätig sind, ja überhaupt eine gewisse Gleichberechtigung haben, das bedurfte eines langen Kampfes, denn das Klischee, Frauen haben sich um Haushalt und Kinder zu kümmern habe sich seit Jahrhunderten festgesetzt. Es gab aber im Laufe der Geschichte immer wieder Frauen, die sich dafür einsetzten, daß auch Frauen mehr Rechte zugestanden werden. Eine dieser Vorkämpferinnen war die Französin Olympe de Gouges, die während der französischen Revolution für mehr Rechte der Frauen eintrat, mit dem Ergebnis daß sie hingerichtet wurde. Erst im Jahre 1902 bekamen erstmals Frauen das Wahlrecht und zwar in Australien. In Deutschland durften Frauen erstmals 1919 zur Wahl der deutschen Nationalversammlung das Wahlrecht ausüben. Im Dritten Reich wurde das passive Wahlrecht für Frauen allerdings wieder eingeschränkt, denn die damaligen Machthaber vertraten die Ansicht Frauen sollen Kinder bekommen und zu Hause bleiben. Im Jahre 1949 wurde dann im Grundgesetz die Gleichberechtigung der Frauen verankert, doch es dauerte wieder noch bis 1958, bis die letzten alten Gesetze abgeschafft waren.  Erst seit 1977 dürfen Frauen ohne das Einverständnis der Männer berufstätig sein und seither gibt es auch keine gesetzlich vorgeschriebene Aufgabenteilung in der Ehe mehr. Zwei Jahre später wurde auch das väterliche Vorrecht  bei der Kindererziehung vollständig beseitigt. Über Jahrhunderte hinweg war den Frauen der Zugang zu Bildung größtenteils verwehrt. Dies war in der Regel nur adeligen Frauen und den Frauen in Klöstern zugestanden. Als ein Argument dafür galt, daß Frauen zum Studium ungeeignet seien, da ihr Gehirn kleiner sei.  Dabei seien die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht so groß als sie beispielsweise auch zwischen Männern und Männern, bzw. Frauen und Frauen sein können. Erst 1908 wurde Frauen das Studium erlaubt. Und es  dauerte fast einhundert Jahre, bis der Akademikerabschluß bei Männern und Frauen etwa gleich bei 21 Prozent lag.
  Auch gesellschaftlich gab es in der Vergangenheit große Unterschiede bei den Rechten der Frauen. So konnten sich früher die Frauen in der sogenannten besseren Gesellschaft, wie bei Beamten, Kaufleuten und Handwerksmeistern  große Haushalte leisten und dazu Köchinnen und Hausmädchen beschäftigen. Für die Frauen der besseren Gesellschaft war es möglich, sich für soziale Belange zu engagieren.  Die Frauen von Handwerkern waren meistens in den Betrieb des Mannes eingebunden und auch die Kinder wurden früh im Betrieb mit einbezogen. Bei den Arbeiterfrauen war es notwendig, daß sie sich etwas dazuverdienten, weil der Lohn des Mannes oft so gering war um zum Lebensunterhalt zu reichen. Bei den Landfrauen war ohnehin die Arbeitskraft in der Landwirtschaft gefordert. Geringes Einkommen für schwere Arbeit bei schlechter Ernährung und oft vieler Kinder,  hatte zur Folge, daß viele Frauen sehr früh an Entkräftung starben. Über lange Zeit galten Glaubenssätze wie „Was brauchst du eine höhere Schule du heiratest ja sowieso“ oder „Meine Frau muß nicht arbeiten“ als die Grundsätze in vielen Familien.  Damit waren die Entfaltungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen ohnehin bereits eingegrenzt und oft fehlten auch die Möglichkeiten vor Ort Arbeit für Frauen zu finden.
Wenngleich sich diese Situation nach und nach in den letzten Jahren verschoben hat, leisten Frauen nach wie vor rund 70 Prozent der Haus- und Familienarbeit. Damit stellt sich aber das Problem nach Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf, da die Koordination von Beruf und Hausarbeit mit Kindererziehung nicht immer befriedigend gelöst werden kann. Frauen seien ohne eigene Beschäftigung von Besitz und Einkommen des Ehemannes abhängig. Dies sei letztendlich auch  später bei der Rente nachteilig. Auch das Arbeiten in den sogenannten Minjobs sei nicht zu empfehlen. Teilzeitarbeit bringe zwar einen Familienvorteil aber einen Frauennachteil. Der Weg in die Selbständigkeit von Frauen würde zwar eine eigene Zeiteinteilung ermöglichen, doch sei dieser Schritt nicht immer auch möglich, da die Betreuung der Kinder nicht ausreichend, zu teuer oder zu unflexibel ist. Auch gebe es qualitativ  große Unterschiede und so stellt sich für viele Eltern und besonders Frauen die Frage und die Entscheidung, ob Berufstätigkeit mit Haushalt und Kindererziehung möglich ist. Daß Frauen möglichst bald nach der Geburt eines Kindes wieder in das Berufsleben zurückkehren können hänge sehr viel von der Betreuungsmöglichkeit der Kinder, bzw. auch von der Möglichkeit flexibel arbeiten zu können ab. Es gebe zwar Betriebe, die eine gewisse Familienfreundlichkeit ermöglichen, doch diese zu finden und dort unterzukommen stelle oft ein weiteres Problem dar, da auch große Entfernungen bei den heutigen Energiekosten mit eine Rolle spielen. Die Frauen seien trotz großer Bestrebungen auf gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit immer noch benachteiligt. In diesem Zusammenhang wies die Referentin aus steuerliche Gegebenheiten und die spätere Rentenberechnung hin. Momentan sei es nicht der Fall, daß Frauen, die nicht voll berufstätig sind, gut abgesichert sind und auch eine entsprechende Rente bekommen. Daher sprach sie sich auch klar für Mindestlöhne, Individualbesteuerung, bessere Anrechnung von Pflege- und Betreuungszeiten und gegen Minijobs aus. Weiter empfahl sie, einen Ehevertrag zu schließen und auch Teilzeit für die Männer weiter zu ermöglichen. Damit die Frauen auch im Alter entsprechend abgesichert sind und von ihrem Einkommen leben können, müsse frühzeitig vorgesorgt werden. Änderung der Steuerklasse, Lebensversicherung auch für die Frau, Riesterrente, Fortbildungen und Bildung von Rücklagen sollen dazu beitragen, daß Frauen jetzt und auch im Alter abgesichert und versorgt sind.
Mit einem Präsent dankte die FB-Vorsitzende Gitta Volkner der Referentin für die interessanten Ausführungen und wies abschließend noch auf einige Termine hin. So lud sie zu Maiandachten des Frauenbundes ein, die am 9. Mai in der Pfarrkriche und am 18. Mai bei der Neubergerkapelle in Thürnhofen abgehalten werden.  Der Jahresausflug ist für den 13. Juni geplant und führt nach Neuschönau und nach Deggendorf. Das genaue Fahrprogramm wird erst noch ausgearbeitet.
 

 

Bericht vom 08.05.2012

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